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Schüleraustausch in Montfort-sur-Meu

Vom 23.03. bis 04.04. verbringen Schüler der 9. Klassen wieder ereignisreiche Tage in unserer französischen Partnerstadt Montfort-sur-Meu. Dabei tauchen die Schüler nicht nur in den Schultag ihrer französischen Altersgenossen ein, sondern werden auch Mitglied einer französischen Familie und lernen die Kultur und Schönheit der Bretagne kennen. Nach dem Gegenbesuch der Franzosen in Marktheidenfeld im Oktober 2024 dürfte es ein freudiges Wiedersehen und am Ende vermutlich einen tränenreichen Abschied geben. Hier berichten wir täglich von den Erlebnissen und Erfahrungen, die Schüler und Lehrer im Nordwesten Frankreichs machen dürfen. Die Berichte kommen in der Regel jeweils am Abend oder am nächsten Morgen. Viel Spaß.
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Freitag, 04.04.: Gesangsstunde zur Morgenstund' und historische Stille

Der Abreisetag beginnt stets sehr früh. Schon um 5:45 Uhr trifft man sich am Parking Foch zum Beladen des Busses. Der Schlafmangel und der drohende Abschied sorgt nicht selten für emotionale Anfälle bei den Schülern. Auch bei dieser Gruppe war das nicht anders. Es wurde fleißíg geknuddelt, Handshakes verteilt und wild umarmt. Bei der Dunkelheit haben sie hoffentlich stets den richtigen erwischt. Mir selbst hat sich niemand um den Hals geschmissen... schade eigentlich. Die traditionellen Tränchen waren nicht zu sehen, vielleicht wurden sie aber auch nur sehr schnell gegewischt. Zum gemeinsamen Trost reihten sich die Deutschen mit ihren Corres in einen Kreis ein und begannen ein gemeinsames Gesangsstück mit einem Franzosen (Gaspard?) als Vorsänger. Das Liedchen sorgte für allgemeine Erheiterung und vertrieb etwas den Kummer und den Trennungsschmerz. Um 6:15 Uhr rollte Thorsten seinen Moenus-Bus vom Parkplatz. Ein letztes Winken und das war's... zumindest fast.

Auf der Strecke setzte erstmals Stille ein, es wurde Schlaf nachgeholt. Nachdem wir diie 10 Tage ohne Krankenhausaufenthalt und Arztbesuche überstanden hatten, klagten ein paar Schüler über Unwohlsein, aber vielleicht lag das auch an der Morgenstunde. Als die Sonne aufging fanden die Kids schnell wieder zur gewohnten Lautstärke zurück: Musik dröhnte aus dem hinteren Teil des Busses, erste Chipstüten wurden aufgerissen (es geht doch nichts über ein ausgewogenes Frühstück!) und schnell ging das Rumgealbere, Gelache und Gekreische los, dass man nun man von "Puber-Tieren" erwartet, gell Mara?

Allerdings stand noch ein ernster Programmpunkte auf dem Plan. Als wir nahe Nancy und Metz von der Autobahn abfuhren, stimmte Frau Nembach die Teenager auf das Bevorstehende ein: die Grauen des 1. Weltkrieges um die Schlacht bei Verdun. Eindrucksvoll sah man schon auf der Anfahrt zum Mémorial de Verdun die immer vorhandenen Krater, Schützengräben und Granattrichter. Die Schüler reagierten angemessen und wurden still. Beim Besuch des Kriegsmuseums wurde den Schülern Sinnlosigkeit und Unmenschlichkeit dieses Stellungskrieges durch technisch bemerkenswert umgesetzte Grafiken, 3D-Animationen und Videosequenzen vor Augen geführt. Die andächtige Stille war Zeuge der Betroffenheit, die man bei den zuvor quirlige Schülern erleben konnte. Die teils schockierende Lebendigkeit des Museums regte die Schüler zum intensiven Nachdenken und Fragenstellen an. Natürlich ging es beim Museumsbesuch nicht um die Erneuerung der Schuldfrage, sondern eher um das Nicht-Vergessen, gerade in Zeiten, da wieder Krieg in Europa herrscht. Die Schüler ließen sich derart auf das Dargebotene ein, dass man sich (zurecht) über die Museumboutique aufregte, in dem Weltkriegs-Monopoly und Schlüsselanhänger mit Patronen verkauft wurden. Da waren sich Schüler wie Lehrer einig: geschmacklos!

Die restliche Fahrt zurück verging dann wie im Flug. Peu à peu kehrte die Fröhlichkeit zurück, die dann sehr schnell in Euphorie umschlug. Wie fast immer wurde mit dem Überfahren der Grenze die Nationalhymne geträllert, auch wenn einige Spaßvögel meinten, dass sie jetzt eigentlich keinen Bock auf das Saarland hätten. Kurz darauf wurde der Bus angehalten: Grenzkontrollte! Ein junger Grenzbeamter der Marke SWAT-Team betrat den Bus, während sein Kollege, Marke Terminator, mit dem Gewehr im Anschlag draußen wartete. Da wir aber nur CIdre und Galettes und keine Terroristen oder illegale Einwanderer geladen hatten, durften wir schnell weiterfahren.

Um 20.40 rollte der Bus dann endlich auf den Parkplatz oberhalb des Sportgeländes ein, wo schniefende Mamis und strahlende Papis schon auf ihre Zöglinge warteten und sie auch herzlich in die Arme schlossen. Sehr schöne 10 Tage fanden so ihr gutes Ende. Aber halt... nächste Woche ist ja nochmal Schule: würg!!! Naja, die werden wir auch noch rumkriegen.

Donnerstag, 03.04.: Feuchtfröhliches Gerenne in Rennes

Der letzte Tag in Montfort… besser gesagt in Rennes, der Provinzhauptstadt der Bretagne. Nach dem langen Freundschaftsabend waren die Gesichter am Morgen entsprechend zerknittert. Zudem versprach die Wettervorhersage reichlich Regen für den Besuch in der bretonischen Metropole. Kaum angekommen begann es auch schon zu tröpfeln. Wir machten uns dennoch auf dem Weg zum Parlement de Bretagne, das in Wahrheit kein Parlament, sondern Straf- und Berufungsgerichtshof ist. Die überraschend erfrischende Führung auf Deutsch führte uns in das innerste der französischen Gerichtsbarkeit. Wie am Flughafen musste man durch Metalldetektoren gehen. Gleichzeitig wurde in den Rucksäcken nach Waffen und gefährlichen Gegenständen gesucht…. wie im Krimi! Eine kleine Aufregung war den Kids schon anzumerken. Als wir dann auch noch erfuhren, dass ein Teil des Parlements abgesperrt war („Huit clos“, … nein, das heißt nicht „acht Klos“ sondern „geschlossene Gesellschaft“), da gerade ein Strafprozess stattfand, war das Interesse der Deutschen noch mehr geweckt und Sherlock-Holmes-artig begannen die ersten kritischen Fragen: „Was hat der gemacht, der da vor Gericht steht? Warum ist die Öffentlichkeit ausgeschlossen? Wer sind die Leute da in der Halle, sind das Verbrecher?“… Dabei hätte das Gebäude an sich schon reichlich Aufmerksamkeit verdient. Der Bau aus dem 17. Jahrhundert, der zwei Brände einigermaßen passable überstanden hat, beeindruckte die Deutschen schon sehr. Vor allem der prunkvolle Veranstaltungsraum mit seinem reichhaltigen Dekor und den Deckengemälden zwar ein echter Hingucker. Die Schüler zeigten Interesse, stellten Fragen und beantworteten jene der kompetenten Führerin. Der kleine Berufungsgerichtssaal ähnelte dann schon eher den berühmt-berüchtigten RTL- und SAT 1-Gerichtsshow, die man so kennt, aber besser nicht zu oft schauen sollte, da man sich sonst das Hirn matschig macht.

Nach der Besichtigung wurden die Kids zum Essen geschickt, aber natürlich kamen sie nach knapp 70 Minuten auch schon mit reichlich Einkaufstüten zurück. Neben den üblichen Klamotten war tatsächlich auch eine Maserati-Uhr im dreistelligen Bereich unter den erbeuteten „Schnäppchen“! Mon Dieu! Um 13 Uhr kam Frau Ruanlt, die Organisatoren des Austauschs auf französischer Seite hinzu und bereitet die Schüler auf die anstehende Foto-Rallye vor. Nach dem Lösen eine Mathe-Aufgabe durften sie durch die Innenstadt flitzen, um verschiedene Punkte abzulaufen und Fotos von gelösten Aufgaben zu schicken. Dabei stellten sich einige Gruppen als eher weniger motiviert heraus bzw. ihnen fehlte der Orientierungssinn. Klar machte der Dauerregen das Lesen auf der Papierkarte und das Schreiben auf einer Mini-White-Board-Tafel auch eher schwierig. Dennoch war eine Gruppe sehr erfinderisch und konnte so fast alle Fragen lösen. Bravo! Die eher weniger erfolgreichen Gruppen hatten dafür wieder reichlich Shopping-Tüten hinzugewonnen. Aha, daher weht der Wind. Das Ziel, Rennes in Eigenregie zu erkunden, wurde allerdings erfüllt. Daher waren sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler zufrieden.

Auf dem Rückkehr rangierte Busfahrer Thorsten, ein Meister seines Fachs, die pinke Lady noch ganz elegant auf den Parkplatz des „Super U“, eine Art französischer Markt wie „Kaufland“ in Deutschland. Orientierungslos schwirrten die Jungs und Mädels durch die langen Gänge auf der Suche nach Souvenirs, Fahrtproviant und Abschiedsgeschenken, die „last minute“ noch eingekauft werden sollten. Auch hier gab es wieder ein Highlight: zwei Acht-Liter-Kanister Wasser!!! Whaaaaat?

Danach ging es zum letzten gemeinsamen Abend in den Familien, bei dem sicher letzte Nettigkeiten ausgetauscht und nochmal ein leckeres Essen verzehrt wurden. Aber natürlich nicht allzu lange. Schließlich klingelt der Wecker morgen ja schon um 5 Uhr! Aua!

Mittwoch, 02.04.: Kreative Höchstleistungen und freundschaftliches Futtern

Der letzte Tag am College stand nochmal im Zeichen der Ökologie. Dank der Vorarbeiten am Montag waren die Schüler bestens vorbereitet, um ein kreatives Videoprojekt durchzuführen. Dabei sollten die Deutschen und die Franzosen in gemischten Gruppen einen ca. 30-sekündigen Clip zum Thema Umweltschutz drehen. Nachdem die Planungsarbeit mehr oder weniger schnell von statten ging, setzten die Schüler ihre Ideen mit erstaunlicher Geschicklichkeit in die Tag um. Sie belagerten den Schulhof, um ihr Szene zu drehen und hantierten mit Tablets und Smartphones wie Profis. Der Ecoraptor, das Schulmaskottchen der Umweltgruppe, spielte dabei mehrfach eine Hauptrolle. Auch die große Mülltonne war eine beliebte Requisite, um die handfest gestritten wurde. Nach knapp drei Stunden waren die Mini-Clips im Kasten und wurden noch mit einem Schneideprogramm zurechtgestutzt, damit sie am Abend bei der traditionellen „Soirée franco-allemande“ gezeigt werden konnten.

Am Abend hatten sich dann nicht nur die Teenager herausgeputzt, auch das "Self", die Kantine der Schule, wurde freundschaftlich dekoriert, auch wenn es insgesamt etwas beengt war, was aber natürlich auf die Bausubstanz zurückzuführen. Die Corres saßen schön weit weg abgetrennt an Kindertischen, wie früher bei Omas 90. Geburtstag im Gasthaus zum goldenen Ochsen. Nach einigen Dankesworten des Lehrpersonals durften sich auch fünf Schüler vor der versammelten Elternschaft zu Wort melden. Sie trugen ihre selbst verfassten Texte mit Bravour vor und erhielten den verdienten Applaus. Danach durften die hungrigen Kids endlich an die Futtertröge des reichlichen gedeckten Gabentisches. Verschiedene Salat und Wurstspezialitäten sowie ein leckeres Dessertbuffet führten zu einem freundschaftlichen Futtern, das schnell in Spachteln ausartete. Die U18-Fraktion hatte es auch ziemlich eilig, weil die Partybox in der improvisierte Disko schon nervös ruckelte. Als die Jugendlichen in ihren schicken Klamotten abgeschwebt waren, kehrte Ruhe im Saal ein und die am Vormittag produzierten Videoclips konnten von den Eltern bestaunt und beklatscht werden.

Leider erwies sich die Disko als weniger aufregend als erhofft. Während die Franzosen in der Partyzone zappelten, hielten sich die meisten Deutschen draußen auf... nicht gerade im Sinne des Austauschs, aber okay, solange sie uns Lehrer in Ruhe ließen. Gegen 22.30 Uhr begann das große und ziemlich schnelle Aufräumen. Man verabschiedete sich und versprach sich gegenseitig, morgen noch einen gemeinsamen, aber "rein deutschen" Tag in Rennes zu verbringen.

Dienstag, 01.04.: Mit Vollgas in die Kurven

Am Dienstag stand der erste rein deutsche Ausflug an, und der sollte es in sich haben. Die Programmpunkte sollten den unterrichtgeplagten Schülern entgegenkommen. Nach der kurzen Anfahrt nach Saint-Malo ging es ab in Aquarium. Natürlich kam zunächst mal kurz die kindliche Albernheit durch, so dass ein Schüler ins Gebüsch flog und „ärztlich“ versorgt werden musste. Naja, haben wir früher auch gemacht. Eine Französin mit sehr guten Deutschkenntnissen führte uns im Anschluss durch die Geheimnisse der Tiefsee. Das Aquarium war wirklich sehr schön eingerichtet und führte die Gruppe durch Piraten- und Inkalandschaften… überall begleitet von den wahnwitzigsten Fischen und anderem Meeresgetier. Man merkte den Deutschen sofort ihre Begeisterung für Tiere an, die Fragen der Museumführerin wurde umgehend und zumeist sehr zufriedenstellend beantwortet, was die Dame stets mit Applaus belohnt haben wollte. Was anfangs ganz witzig war, ging irgendwann auf den Keks, aber okay, wir sind ja nette Gäste. Jedenfalls zeigte sich die Dame (mit Krücke) begeistert von unserem Biologie-Wissen. An dieser Stelle geht ein Dank an Frau Liebl und ihre Crew. Offensichtlich wurde da nicht allzu viel falsch gemacht. Natürlich setzte relativ schnell wieder die Müdigkeit ein. Klar, es gab ja um 9 Uhr wieder nichts zu essen. Daher wurde jede noch so kleine Gelegenheit genutzt, sich zu setzen. Dafür mussten nicht nur Bänke sondern auch Geländer herhalten. Nach den Vorträgen, die oft einer Fragestunde im Grundschulalter glichen, wurde den Kids ausreichend zeit für Fotografien gegeben, auch wenn das Motiv nicht selten die Kumpels waren statt der exotischen Fische. Die Highlights warteten am Ende der Führung, auch wenn den Angsthasen in der Gruppe etwas mulmig wurde. Eine Art Aufzug, der sich natürlich nicht bewegte, aber ruckelte, brachte die Gruppe mit Hilfe von Videowänden in die Tiefsee. Dort bestiegen sie dann kleine Tauchboote mit klaustrophobischen Ausmaßen: vier Leute auf knapp zwei Quadratmetern. So fuhren wir dann durchs dunkle Wasser, sahen nur wenige Fische, dafür einige Figuren und Gesichter mit roten Augen, also eine Art versunkene Unterwasserwelt. Das infantile Geschreie einiger Jungs wie in einer Achterbahn war daher irgendwie folgerichtig. Naja, sollen sie doch ihren Spaß haben.

Auf dem Weg nach Cherrueix konnten sich die Hungrigen natürlich nicht beherrschen, packten ihr Picknick aus und holten den verpassten 9-Uhr-Imbiss nach. In Cherrueix fand dann offiziell das Strandpicknick statt. Natürlich waren die meisten Vorräte schon aufgefuttert, so dass Herr Werner noch den Apfelkuchen seiner Gastmama verteilen musste. Auch für das folgende Strandsegeln waren nicht alle Schüler bestens ausgerüstet, so dass der Pädagoge sowohl seine Handschuhe als auch seine Sonnenbrille abtreten musste: alles für das Wohlergehen der Heranwachsenden! Nachdem jeder eine witzige Haarhaube aufgepflanzt und einen mehr oder weniger passenden Helm gefunden hatte, ging es erst mal darum den „char à voile“ aufzubauen. Die Legofreunde hatten dabei eindeutig Vorteile. Nach den Erklärungen zur Funktionsweise und den Sicherheitsanweisungen durften die Deutschen schon auf einen Rundkurs und erste Geh- bzw. Rollversuche unternehmen. Das Spiel mit dem Wind fiel dabei nicht allen sehr leicht, so dass einige Kreisel und Panikaktionen zu sehen waren, wie immer begleitet von mächtigem Geschrei. Nach ein paar Runden hatten die meisten aber den Dreh raus und hatten tierischen Spaß. Der starke Wind sorgte für ordentliche Geschwindigkeiten, so dass vor allem Emilia und Mara in Schumacher-Manier über den Rundkurs fegten. Die starken Winde führten auch zu einigen Kippaktionen, aber ernsthaft verletzt wurde niemand. Dennoch war die Action wohl zuviel für den einen oder anderen. Das Muschelnsammeln war dann irgendwie attraktiver…

Die weiterhin mehrheitlich begeisterten Neulinge flitzten dann über einen neuen Rundkurs, der ein dauerhafte Fahren ermöglichte und die beiden genannten Mädels, aber auch viele weitere Damen und Herren legten sich mit viel Pfeffer in die Kurve. Irgendwann wurde es tatsächlich dem Animateur etwas zu gefährlich und er musste die Kids zur Ordnung rufen, da es vermehrt zu unkontrolliertem Geschlenker kam. Am Ende aber stiegen alle unverletzt aus den Strandseglern, glücklich und noch leicht berauscht. Am Ende des Rückfahrt durften die meisten Deutschen wohl feststellen, dass es sich heute um den schönsten Tag mit den für sie attraktivsten Aktivitäten gehandelt haben dürfte.

Montag, 31.03.: Der ständige Blick auf die Uhr

Nach dem ereignisreichen Wochenende war die Wiedersehensfreude unter den Schülern natürlich groß, auch wenn die eine oder andere Privatparty mit zahlreichen Corres stattgefunden hatte. Fast ausnahmslos wurden Geschichten von tollen Erlebnissen am Wochenende erzählt. Die Deutschen wurden auf Ausflüge ans Meer, zu den Großeltern oder nach Rennes mitgenommen und nahmen so intensiv am Familienleben teil.

Nun wartete die harte Realität der französischen Collégiens: ein Schultag am Collège SLM mit Unterrichtsbesuchen und Projektarbeiten. Zunächst wurde uns die Umweltgruppe am SLM mit ihren zahlreichen und kreativen Aktivitäten vorgestellt: Müll sammeln, Pflanzen setzen, Handyverzicht… Die Maßnahmen am Collège sind wirklich beeindruckend und umfangreich. Das wurde mit einer Auszeichnung belohnt. Im Anschluss stand Unterricht auf dem Plan: Geschichte-Geografie, Mathematik, Französische, Englisch… alles, was das Schülerherz begehrt. Die Deutschen mussten ihre Klassenzimmernummer im Pausenhof suchen und sich zu den französischen Schülern gesellen, die sie natürlich sofort neugierig beäugten. Im Unterricht wurden dann unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die Lehrer bekamen ihr Fett weg, aber auch die französischen Schüler… zum Teil wurde aber auch nichts verstanden. Naja, im Maulen sind wir Deutschen ja ganz vorne dabei.

Nach der ersten kleinen Pause begann die Projektarbeit für eine Gruppe, während der andere Teil erneut den Unterricht besuchen durfte. Die Sportler unter den BNGler hatten natürlich zufälligerweise die Sportsachen vergessen. Welch Überraschung! Die Schüler der Projektarbeit erarbeiteten sich in Gruppenarbeit Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels und thematisierte den ökologischen Fußabdruck von Objekten und Personen.

Da das „Hinspiel“ 1:1 endete, fand in der großen Pause nochmals ein deutsch-französisches Fußballspiel im Pausenhof statt. Dieses Mal ließen die Abwehrreihen keinen Treffer zu. Ein glorreiches Elfmeterschießen (eher 5-6 Meter) endete 1:0 für Frankreich, da allen deutschen Schützen die Nerven flatterten. Das war eigentlich immer eine ureigene, deutsche Stärke. Mannomann! Die Zuschauer befanden sich übrigens während dieses Spiels stets in Lebensgefahr, weil vor allem die Gastgeber aus allen Winkeln mit dem Vollspann abzogen. Zum Glück erwiesen sich die Scheiben der angrenzenden Räume als stabil.

Nach der Pause wechselten die Gruppen: Unterricht für die erste Gruppe und Projektarbeit für Gruppe 2. Wie… arbeiten um 14 Uhr? Der Akku schien bei einem Großteil der Schüler schon wie ein Weihnachtsbaum rot zu blinken. Entsprechend mangelte es etwas an Motivation, aber man schlug sich tapfer, auch wenn der Sauerstoffgehalt im CDI die 20%-Marke unterschritten haben dürfte. Auf Seiten der Unterrichtler gab es noch ein „Highlight“: Ein deutscher Schüler wurde des Unterrichts verwiesen! Es stellte sich allerdings heraus, dass er mehr oder weniger unschuldig war und die Lehrkraft vielleicht etwas überreagiert hatte. Zumindest nahmen die Schüler mit, dass es an französischen Collèges etwas strenger zugeht. Unter anderem ist es Mädchen untersagt zu zweit auf die Toilette zu gehen! Diese Begebenheit scheint deutschen Schülerinnen angeboren zu sein, warum auch immer…

Am Ende des langen Schultages ging es zum Bahnhof auf „Gleis 3“, eine relativ neue Begegnungsstätte, die sich u.a. der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die Schüler mühten sich in gemischten Gruppen durch einen Fragebogen und erfuhr so einiges über die größtenteils ehrenamtliche Arbeit der Montfortais. Kurz vor 5 ging es wieder zurück zur Schule, um den Bus nicht zu verpassen. Die Erkenntnis des Tages dürfte sein, wie lang ein französischer Schultag ist und anstrengend das werden kann. 55-minütige Unterrichtsstunden und Konzentration bis in den späten Nachmittag sind unsere Schüler nicht gewohnt. Das eigenen Schulsystem dürfte ihnen nach diesem Tag äußerst sympathisch vorkommen.

Samstag/Sonntag, 29./30.03.: Hoch die Hände, Wochenende!

Das Wochenende steht immer im Zeichen der Familienausflüge. Die Schüler versuchen die beiden Tage, in denen sie deutlich mehr kommunizieren müssen als an Werktagen, irgendwie über die Runden zu kommen. Dabei stehen nicht selten ein Besuch des Marché des Lyces in Rennes, ein Ausflug ans Meer oder gemeinsame Soirées mit anderen Austauschschülern auf dem Programm. Der Schreiber dieses Flogs besuchte den berühmten Markt in Rennes und verbrachte den Sonntag an der rosa Granitküste. Einige Eindrücke finden Sie hier oben drüber.

Freitag, 28.03.: Hardcore-Wattwandern am Michelsberg

Mit dem Freitag kam bereits recht früh der Tag des deutsch-französischen Ausflugs… traditionell ein Tag, an dessen Ende die Begleitlehrkräfte dem Nervenzusammenbruch nahe sind, weil sich die Kids dermaßen hochschaukeln, dass irgendetwas Außergewöhnliches passiert. Man konnte als damit rechnet, dass irgendjemand im Watt landet oder Selfies vor dem Altar der Abtei gemacht werden, als man frühs mit zwei Bussen von der Schule in Richtung Mont St.-Michael aufbrach. Zwar hätten alle Schüler mit ihren Begleitlehrern auch komplett in den französischen Bus gepasst, aber wir bestiegen ganz dekadent zwei Busse… ist halt irgendwie auch bequemer. Die knapp 90-minütige Fahrt verlief recht ruhig, außer natürlich die obligatorischen „Herr-Werner-Fragen“, die wie immer im Minutentakt auf den Pädagogen abgefeuert wurden: „Wo können wir uns umziehen? Wie lange müssen wir laufen? Müssen wir da echt hoch? Was wollen wir denn da? Können wir wieder heimfahren?“ etc.

Nach dem nötigen Pipi-Gang und der Anfahrt mit den Shuttlebussen war der beeindruckende Anblick des Berges mit der Benediktiner-Abtei an seiner Spitze doch das eine oder andere Foto wert. Allerdings trübte der wolkenverhangene Himmel etwas die Stimmung. Es war windig, leicht regnerische und irgendwie unangenehm. Leider hatte Herr Werner sonniges Wetter versprochen. Gelogen hatte er nicht, aber dazu später mehr.

Da wir etwas knapp dran waren, erstürmten wir den Berg in Windeseile und kamen etwas außer Atem am Eingang der Abtei an. Einige Damen ließen aber etwas auf sich warten, schien doch der enge Aufstieg vorbei an zahlreichen schnuckeligen Läden allzu viele Verlockungen zu bieten. Vor dem Vergnügen stand aber nun mal ein Kulturprogramm. Die Schüler durften die Abtei nach einem Gruppenfoto auf der Terrasse frei erkunden und taten dies in ihrem individuellen Tempo. Einige Kids hätten wohl nicht mal drei Räume benennen können, die sie bei ihrem Sprint passiert hatten, so schnell waren sie wieder draußen. Doch natürlich gab es auch interessierte Schüler, denen die Architektur und die ehrfurchtgebietenden Hallen und Säle gefielen.

Das wohl verdiente Picknick nahm man verschiedenen Stellen ein, ehe die Souvernirshops gestürmt wurden. Dann setzte leider ein fieser Westwind samt Nieselregen ein. Das war leider kein gutes Omen für die nun anstehende Wattwanderung. Schon das Umziehen und Entkleiden wurde zum Spektakel voller Gekicher und Geplärre. Während die hartgesottenen und die raue Seeluft gewohnten Bretonen ohne zu murren auf die Reise gingen, war das deutsche Lager eine Ausgeburt an Gejammer und Lamentieren: zu kalt, zu nass, zu glitschig, zu uneben, …. zu bescheiden halt! Nur Herr Werner hatte kindliche Freude und hüpfte in seinen quietschroten Wasserschuhen durch das Watt.

Die beiden Wattführer leiteten die knapp 60-köpfige Reisegruppe durch das apokalyptische Wattenmeer und zeigte ihr vor allem die „sables mouvants“, treibsandartige Kissen, die an ein Trampolin erinnern. Das weckte etwas die Lebensgeister, obwohl vor allem die Franzosen einen großen Spaß daran fanden, ihre Kleidung einzusauen. Die bibbernden Deutschen hielten sich da eher etwas zurück. Auf Grund der Kälte wurde der geplante ökologische Aspekte der Wanderung etwas hintenan gestellt und stattdessen knapp das Überleben im Wand thematisiert, vor allem wie man sich beim Einsinken im Treibsand befreien kann.

Am Ende schlugen sich die frierenden Teilnehmer des deutsch-französischen Ausflugs wacker und kehrten sicher an Land zurück, wo die mittlerweile zahlreichen Möwen hämisch zu lachen schienen. Den hungrigen Kids unterlief dann allerdings ein Kardinalfehler. Denn sie deckten sich kurz vor dem Aufbruch nochmals mit Crêpes und anderen Leckereien ein. Das war ein Startsignal für die Möwenarmee, die nun im Geschwader über uns kreiste und gelegentlich herabstieß, um nach dem Essen zu picken. Dabei bleibt es natürlich auch nicht aus, dass die sich im Tiefflug befindlichen Angreifer die eine oder andere Kotbombe fallen ließen. Sie verfehlten allerdings ihr Ziel. Als Krönung des Tages riss mit dem Abmarsch der Himmel auf und die Sonne kam zum Vorschein, so als ob der bretonische Wettergott bei einem Fässchen Cidre auf seiner Wolke säße und die deutschen Gäste verhöhnen wollte. Putain! Jedenfalls wiesen wir Busfahrer Thorsten an, die Bordheizung auf volle Leistung zu knallen, und so ging es auf die Heimfahrt und dann zur Entlassung ins Wochenende. Wir sind gespannt, was unsere Schüler am Montag zu berichten haben.   

Donnerstag, 27.03.: Montfort bei strahlendem Sonnenschein

Nachdem am Vorabend wohl nichts willkommener war als ein warmes Bett, so zeigten sich die BNGler am nächsten Morgen doch recht erholt beim Wiedersehen im Schulhof des Collège Saint-Louis-Marie. Das eher internationale Essen am ersten Abend hatte wohl auch sehr gemundet. Doch nicht so schlimm, diese Franzosen! Der Donnerstag stand im Zeichen der Begrüßung und des ersten Kennenlernens der Örtlichkeiten. Die Schüler erhielten ihre Begrüßungsmappen und schon ging es los. Wie ich habe Sport… muss ich da mitmachen? Können wir nicht die Gruppen nochmal tauschen? Warum muss ich denn in den Latein-Unterricht? Maul, maul, maul… Die Pubertät lässt grüßen! Die Erläuterungen zum französischen Schulsystem veranlassten einige Damen und Herren zur festen Überzeugung zu kommen, dass es bei uns in Deutschland gar nicht so schlecht ist. Zumal ihnen dann noch erklärt wurde, dass einige Schüler nach Schulende um 17 Uhr gelegentlich noch bis zu 90 Minuten Hausaufgaben erwarten.

Beim folgenden Rundgang durch die Schule platzten wir in den einen oder anderen Unterricht. Dass wir als Deutsche zu Objekten des offenen Gaffens wurden, hatten wir schon sehr früh erfahren. Es handelte sich aber tatsächlich nur um Neugier der zumeist kleineren französischen Schüler. Jetzt durften wir uns mal rächen und die Franzosen beim Musik-, Kunst- oder Sprachunterricht beobachten. Auch die „Vie scolaire“, das Management des Schulbetriebs wurde besucht. Der willkommene Imbiss in der Schulkantine kam dann genau zur rechten Zeit. Immerhin sind unsere Schüler es ja gewohnt, spätestens um 9 Uhr das zweite oder dritte Frühstück in der Schule einzunehmen. Man staunte dabei nicht schlecht, dass am Collège bis zu sieben Köche zu Werke gehen.

Nach dem ersten Rundgang in der Schule ging es am Rathaus weiter. Nach dem obligatorischen Pressefoto wurden wir erst mal in den naheliegenden „Wildpark“ geschickt, um die Ökologie-Projekte der Montfortais zu bestaunen, denn immerhin steht der Austausch ja im Zeichen der Ökologie. Dass auch hier wieder Peer Groups gesprengt wurden, verkrafteten einige Deutsche nur schwer. Skandalös! Im Anschluss begrüßte der örtliche Bürgermeister bei einem Becher Saft die deutschen Gäste und stellte Montfort und seine Region vor. Die Beauftragte für die Umsetzung ökologischer Maßnahmen durfte dann nochmals die zuvor gesehenen Umweltprojekte erläutern.

Nach soviel Input mussten die Kids natürlich erstmal von der Leine gelassen werden. Nach dem Mittagessen fand das erste deutsch-französische Fußballspiel statt. Ein Abwehrfehler brachte den Rückstand… Mensch, Niklas! Doch Edeltechniker Linus gelang kurz vor Schluss der Ausgleich. Na klar… im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft durfte das Spiel ja nur mit einem Remis enden. Frisch verschwitzt ging es dann bei strahlendem Sonnenschein und mittlerweile auch ordentlich warmen Temperaturen zum Stadtrundgang durch Montfort. Auf Grund der Müdigkeit und dem regen Interesse der Kids am Nachbarn und der Nachbarin wurden die Erklärungen bei einigen eher zur Nebensache. Aber man ackerte sich durch den eigentlich recht kurzweiligen Vortrag und durfte dann in Kleingruppen mit der App „Actionbound“ das Städtchen noch auf eigene Faust erkunden. Zur  Belohnung gab es eine kleine Nascherei in einer Bäckerei, nachdem natürlich ordentlich auf Französisch gefragt hatte. Ein paar Auserwählte mussten / durften noch an einer Sendung des lokalen Radiosenders teilnehmen. Die Begeisterung hielt  sich in Grenzen, aber man erledigten diesen etwas Mut fordernden Teil mit Bravour. Mit schmerzenden Füßen, Hunger und dem Kopf voller Infos ging es zurück zur Schule, wo man den Corres kurz knuddelte und in den hoffentlich richtigen Bus einstieg.

Mittwoch, 26.03.: Trübe Aussicht auf den Eiffelturm

Eigentlich lief alles zu perfekt: Die Eltern brachten ihre Kids, die am Austausch teilnehmen sollten pünktlich zum spontanen Treffpunkt am äußeren Ring, da die Montfortstraße abgeriegelt ist; der Trennungsschmerz hielt sich doch arg in Grenzen; die Koffer konnten in Windeseile verstaut werden; der Bus rollte um 22:01, und damit nur eine Minute nach der veranschlagten Zeit vom Parkplatz. Als sich die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe auch noch auffällig brav verhielten, war man auf Seiten der Begleitlehrkräfte einigermaßen skeptisch. Doch sollten sich Bedenken als unbegründet herausstellen. Es folgte eine reibungslose Nachtfahrt nach Paris, bei der erst Arthur und dann Thorten, der „Boss himself“ am Steuer saßen. Schon um Kurz nach fünf Uhr traf man an der letzten Rast vor Paris ein, um sich von der Jogginghose in eine Kleidung zu schmeißen, die der Modestadt Paris angemessen erschien.

Die Unannehmlichkeiten begannen mit der Einfahrt nach Paris: dichter Verkehr, lebensmüdige Rollerfahrer und ein eher unangenehmes Nieselwetter empfingen die BNGler in der Hauptstadt Frankreichs. Der Eiffelturm, an dem man bereits um halb sieben eintraf, war eingehüllt in dichte Nebelschwaden, so dass die Turmspitze gar nicht zu sehen war. Immerhin konnten auf dem Trocadero, einer erhöhten Plattform und beliebter Foto-Hotspot am Eiffelturm, erste Erfahrungen in Sachen Konversation gemacht werden. Geschickt wurde mit den „Fliegenden Händlern“ um Mini-Eiffeltürme und anderen Nippes gefeilscht. Auch die zahlreichen Fotomodels in ihren aufwändigen Kleidern waren trotzt der Kälte ein Hingucker! Die Schüler erhielten bei einer kurzen Stipvisite einen Vortrag zum Eiffelturm, dem Triumphbogen und der Avenue Champs-Elysées. Bei der anschließenden Shoppingtour auf selbiger Straße mussten die Kids leidvoll erfahren, dass die Geschäfte erst um 10 Uhr öffneten. Blöd gelaufen! Aber Mäcces hat immer auf!

Der Place de la Concorde, die Tuileries-Gärten, die zu dieser Jahreszeit eher karg daher kommen, der Louvre und die Garnier-Oper standen nach der Freizeit auf dem Programm, ehe es Busfahrer Thorsten gelang, uns wieder aus diesem Großstadtdschungel zu befreien. Allerdings zehrte die knapp 45-minütige Odyssee an den Nerven. Das Treffen von Emmanuel Macron und dem ukrainischen Präsidenten führte zu Absperrungen ganzer Straßenzüge, die dem Stadtverkehr nicht zu Gute kam.

Um exakt 18.28 Uhr rollte der Bus dann schließlich auf dem Parking Foch in Montfort-sur-Meu. Schon mit Passieren des Stadtschildes brach einige Hysterie im hinteren Teil des Busses aus. Der Bitte, man möge doch bitte wieder in Richtung Marktheidenfeld umkehren, kam man selbstverständlich nicht nach. Nach knapp 20 Stunden auf Achse wurden man schließlich von den Gastfamilien in Empfang genommen und sicher zum ersten gemeinsamen Abendessen geleitet. Lange dürfte weder die Kids noch die Lehrkräfte diesen Abend überlebt haben. Ab in die Koje!!!